WARUM MÄNNER SICH ERHEBEN MÜSSEN – TEIL III: UNSER RECHT EIN MANN ZU SEIN

WARUM MÄNNER SICH ERHEBEN MÜSSEN – TEIL III: UNSER RECHT EIN MANN ZU SEIN

In diesem letzten Teil der Blog-Serie „Warum Männer sich erheben müssen“, werde ich darüber sprechen, wo die derzeitige Einstellung der Männer herkommt, welchen Einfluss sie auf das alltägliche Leben hat, und ganz wichtig, was wir dagegen tun können.

Die gewalttätige Vergangenheit der Männer

Wenn man sich die Geschichte der Menschheit so anschaut, sind Männer für viele Kriege und viel Gewalt verantwortlich gewesen. Die meisten Kriege sind von Männern initiiert und durchgeführt worden. Und vielleicht hat der eine oder andere von uns auch innerhalb der Familie negative Erfahrungen mit dem Vater oder Großvater gemacht und die eigene Mutter leiden sehen. Egal, ob wir es nun wollen oder nicht, wir spüren die männliche Vergangenheit jeden Tag schwer auf unseren Schultern lasten. Deshalb tragen Männer bewusst oder unbewusst oft ein kollektives Schuldgefühl mit sich herum, denn unsere männlichen Vorfahren waren nicht nur ihrem eigenen Geschlecht gegenüber gewalttätig, sondern auch gegenüber vielen Frauen. Unsere Generation, die mit dieser Gewalt und diesen Repressionen aufgewachsen ist, sagt sich: „Egal wie, ich werde nicht wie einer dieser Männer.“ Oder sogar: „Vor allem nicht wie mein Vater.“ Diese Männer stehen ihren Müttern sehr viel näher. Dadurch, dass ihnen männliche Vorbilder fehlten und sie von ihren Müttern und in einer femininen Umgebung aufgewachsen sind, haben sie ihre weibliche Seite stärker herausgebildet und dabei den Kontakt zu ihrem männlichen Kern verloren.

Wir als gebildete und kultivierte Männer versuchen trotzdem, die besten Partner und Bürger zu sein, unseren Partnerinnen zu gefallen, jeder Form von Wut oder Aggression aus dem Weg zu gehen, um ja nicht als gewalttätig abgestempelt zu werden. Vor allem wenn wir in den Medien sehen, wie schnell ein Mann von der Gesellschaft als verdächtig stigmatisiert wird, senken wir schnell unseren Kopf, halten den Mund und wahren maximale Distanz zu jeder Form von Aggression in unserem Leben. Doch auch wenn das Wort ‚Aggression‘ in unserer Gesellschaft negativ behaftet ist, ist es nicht unbedingt etwas Schlechtes und sollte nicht mit Gewalt gleichgesetzt werden. Aggression ist ein klassisches männliches Attribut und für mich ein Synonym für die Macht des Durchsetzungsvermögens im täglichen Leben, das zu Taten und Ergebnissen führt.

Die Sache ist die: Die Geschichte der Männer ist nicht unsere Schuld. Oder deine. Ja, viele Dinge sind in der Vergangenheit verdammt schief gelaufen. Und ja, wir müssen daraus lernen. Wir müssen uns bewusst sein, wohin männliche Macht führen kann. Und ja, wir können es besser machen. Wir MÜSSEN es besser machen. Aber die Last der vorangegangenen Generationen von Männern auf unseren Schultern tragen? Unsere männlichen Qualitäten aufgeben? Auf keinen Fall.

Die gezähmte Gegenwart des Mannes

Männer werden heutzutage gezähmt durch frustrierte Ultra-Feministinnen, die Verweiblichung der Schulen, in denen Jungs keine Jungs mehr sein dürfen, durch die NSA, die jeden unserer digitalen Schritte verfolgt, durchs Internet, das uns faul macht. Egal, wo wir sind, viel zu oft haben wir das Gefühl, aufpassen zu müssen und fühlen uns beobachtet. Es ist schwer geworden, einen öffentlichen Ort zu finden, an dem wir wir selbst sein können, ohne be- oder verurteilt zu werden. Wo wir einfach nur Mann sein können. So sehr wir die Frauen lieben, wir lieben es auch, alleine zu sein, Pornos zu gucken, einander herauszufordern, wir lieben es, ab und zu dumme Sachen zu machen, wir lieben unsere Hobbys und Gadgets – und verdammt noch mal, daran ist nichts verkehrt. Wenn wir aufhören, uns das einzugestehen und diese Teile unsere LEBENS auszuleben, verlieren wir unsere Wildheit und Freiheit. Deshalb leben wir unsere Wünsche und Sehnsüchte immer mehr im Geheimen aus.

Wir haben das Recht, uns nicht für unseren Sexualtrieb und unsere Gelüste zu schämen, für unseren Wunsch, mal alleine zu sein und sinnlose, aber lustige Sachen mit unseren Kumpels zu unternehmen. Wir wissen, wie wichtig es ist, unser inneres Kind zu füttern. Wenn dieses Kind stirbt, sterben auch unsere Freude und Kreativität. Also müssen wir es in dieser ernsten (Geschäfts-) Welt am Leben erhalten. Sonst werden wir zu ernst. Es ist okay, ab und zu egoistisch zu sein und nur an uns zu denken. Bevor wir uns um unsere Frau oder Freundin, unseren Boss oder unsere Familie kümmern können, müssen wir uns um uns selber kümmern. Du bist der wichtigste Mensch in deiner Welt. Wenn du dich nicht um dich kümmerst, kannst du für andere Männer kein Vorbild sein. Wir müssen aufstehen, uns erheben und anfangen, ein Mann zu sein. Denn das ist unser Recht.

Es ist an der Zeit für eine neue Form des Denkens. Ein netter, hilfsbereiter, fürsorglicher Mann zu sein, der jeden mit Respekt behandelt, bedeutet nicht, dass wir nicht auch provokant, wild, unabhängig sein können, dass wir Spaß haben und frei sein können. Das klingt wie ein Gegensatz. Und vielleicht ist es einer. Aber ich nenne es anders. Ich nenne es LEBEN. Ich denke, eine der großen Errungenschaften der Globalisierung und Digitalisierung ist die Erkenntnis, dass die Welt nicht schwarz/weiß ist. Es gibt keine bösen Russen (hallo Sergej mein Freund) wie zu Zeiten des kalten Krieges, oder gefährliche Afrikaner oder naive Chinesen. Jetzt ist es an der Zeit diese Idee auf die nächste Ebene zu heben. Wir müssen uns von der Welt des Dualismus‘ verabschieden (schwarz/weiß, ja/nein etc.) und die viel spannendere Welt der Ambivalenz betreten. Wir müssen erkennen und zugeben, dass wir alle Menschen sind, dass wir alle Rollen und Seiten in uns tragen: Das Gute und das Böse, den Engel und den Teufel, das Wilde und das Zarte, die Faulheit und den Ehrgeiz, das Harte und das Verletzliche. Alles, was wir tun müssen, ist, uns zu entscheiden, wie wir diese Qualitäten in der uns geschenkten Zeit einsetzen wollen. Jeden Tag und jeden Moment in unserem Leben. Wir können die Fülle des Lebens nur ausleben, wenn wir all seine Paradoxien mit offenen Armen annehmen. Darin liegt die Magie des Lebens: In jeder Phase, die wir durchmachen, neue Seiten an uns zu entdecken und auf Grundlage dessen, was wir dabei über uns gelernt haben, unser Leben immer wieder neu zu erschaffen. Dafür müssen sich vor allem vom Ego getriebene Männer öffnen und gewillt sein, zu lernen, zu reflektieren und zu entspannen.

Die vielversprechende Zukunft der Männer – und der Menschheit

Wie gehen wir von hier aus weiter? Wo fangen wir nach all den neuen Erkenntnissen aus diesen Blogposts an? Um die bestmögliche Version von uns zu werden, das bestmögliche Update unserer selbst, müssen wir zu 100% Verantwortung übernehmen. Das bedeutet, Entscheidungen unabhängig von kulturellen und gesellschaftlichen Erwartungen, unabhängig von Religionen und Traditionen zu treffen. Die heutige Welt fordert uns auf globaler, lokaler, aber vor allem individueller Ebene heraus, und wir können diese Probleme nicht mit den gleichen Gedanken lösen, die uns in der Vergangenheit geholfen haben. Wir brauchen Männer, die den schwierigeren Weg gehen. Mutige Männer, die unbequeme Fragen stellen, Männer, die gewillt sind, die Konsequenzen ihrer Handlungen zu tragen, ohne anderen die Schuld dafür zu geben. Männer, die sich trauen, sich für Minderheiten einzusetzen, auch wenn sie dabei ins Kreuzfeuer geraten. Und vor allem brauchen wir Männer, die den Mut haben, sich zu erheben, egal, was Familie und Freunde darüber denken.

Diesen Männern geht es nicht um kurzfristigen Erfolg wie Geld oder Prestige. Sie sind stark genug, sich über solche Schmeicheleien zu erheben und die Klappe zu halten, bis ihre Vision wahr geworden ist. Im Zeitalter der ‚Like‘-Sucht ist das eine schwere Aufgabe, aber nur so verändern diese Männer wirklich etwas in der Welt. Nicht durch Worte, sondern durch Taten und Ergebnisse. Die meisten Menschen haben Angst, die meisten Menschen wollen keine Verantwortung übernehmen. Die meisten Menschen brauchen einen Chef, eine Regierung, eine Gesellschaft, eine Religion oder einen Fernsehsender, der ihnen sagt, was sie tun, denken und kaufen sollen.

Zeit für die Emanzipation der Männer

Durch den steigenden Wohlstand in vielen Teilen der Welt und durch die Konsequenzen aus Globalisierung, Digitalisierung und der Emanzipation der Frauen in den letzten 20 Jahren sind  Frauen und Männer wesentlich anspruchsvoller geworden. Sie wollen nicht nur einfach ‚überleben‘, sie wollen ein gutes und glückliches Leben führen.

Im Gegensatz zu Männern gelingt es Frauen besser, ihr Potenzial anzuzapfen. Das liegt an ihrem kleineren Ego (=offenerer Geist), ihrer durchschnittlich besseren Fähigkeit zur Kommunikation, und ihrer Sensibilität. Sie kommunizieren mit Frauen, die sich in ähnlichen Situationen befinden, und lernen von ihnen. So war es schon immer, aber aufgrund des steigenden Einflusses von Internet und sozialen Medien sind die Möglichkeiten, sich zu vernetzen, auszutauschen und voneinander zu lernen besser als je zuvor. Ich bin überzeugt, dass Frauen von diesem Trend im Durchschnitt mehr profitieren als Männer. Daher ist die Kluft in der persönlichen Entwicklung zwischen Männern und Frauen in den letzten fünf Jahren immer größer geworden.

Meiner Meinung nach muss auf die vergangene und noch anhaltende Emanzipation der Freuen jetzt die Emanzipation der Männer folgen, um einen signifikanten Anstieg an Lebensqualität zu erreichen.

Ich bin mir bewusst, dass ich hier zu der Minderheit von Männern spreche, die gewillt sind, für mehr zu kämpfen, für ein besseres Leben. Die nicht getrieben sind von den gesellschaftlichen Erwartung nach mehr Geld und grösseren Autos, sondern von der Frage, wie man ein Anführer und ein Vorbild für andere wird. Ich spreche zu den Männern, die spüren, dass sie mehr Potenzial besitzen. Die wissen, dass sie der Welt noch gar nicht gezeigt haben, wie großartig sie sind.

Unsere Welt steckt voller Gelegenheiten. Ich glaube, dass unsere beste Zeit in unserem Leben noch vor uns liegt. Und am allermeisten glaube ich an eine bessere Welt mit Männern, die es wagen, grossartig zu sein. Wenn wir anfangen, die heutigen Möglichkeiten zu unserem Vorteil zu nutzen, kann es uns besser gehen als je zuvor. Wir können ein erfüllteres Leben, mehr Sinn und mehr Freude haben. Wir müssen nur zupacken und es uns nehmen. Aber um das zu tun, müssen Männer sich erheben. Müssen sie den Mut haben, sich zu öffnen. Nicht nur ihren Geist, sondern auch ihr Herz und ihre Seele. Es gibt viel zu tun. LEGEND Coaching zeigt dir einen möglichen Weg, wie du diese Reise wieder aufnimmst.


ÜBER DEN AUTOR

Autor

Arsim Muslija

Männercoach | Trainer | Speaker | Mentor | Abenteurer

Arsim Muslija, ehemaliger Co-Leiter der Herzenskrieger-Seminare und Gründer von LEGEND Coaching, ist ein renommierter Männercoach. Nach seinem BWL-Studium an der Universität St. Gallen und einer Karriere bei Microsoft widmete er sich der Pflege seiner Eltern und entwickelte sich weiterhin in persönlicher und professioneller Hinsicht. Arsim ist bekannt für seine tiefe Empathie und das Motto: "Alles ist möglich".

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